mit "Daydreaming" ihre erste Single veröffentlichten, erscheint mit "Heligoland" nun das offiziell fünfte Studioalbum der Formation aus Bristol, die wie nur wenige andere ihrer Art mit wegweisenden Klängen und Visionen das Profil der zeitgenössischen Popmusik geprägt hat.
Soweit die Basisfakten zu dem nach der englischen Schreibweise der Nordseeinsel Helgoland benannten Album. Wie dieses kleine Eiland in wogender See, so ist auch die Musik von
Massive Attack ein geliebtes Relikt im Getöse des Schneller, Höher, Weiter in der Flut britischer Pop-Novitäten.
Robert Del Naja, die treibende kreative Kraft der Band, ist ein akribischer Studiotüftler, ein Perfektionist, der nach eigenem Bekunden vor geraumer Zeit ein komplett fertiges Album vernichtete, weil es ihm schlichtweg nicht mehr gefiel. So kann man getrost davon ausgehen, dass jeder der zehn Albumtracks bis hin zum winzigsten Klangdetail ins beste Licht gerückt wurde.
Dabei herrschen auf "Heligoland" einmal mehr jene nagende Schwermut und Atmosphäre der Trägheit und Melancholie vor, die seit den Anfängen von
Massive Attack, als
Shara Nelson anno 1991 majestätisch-wogenden Schritts durch den bahnbrechenden Videoclip zu "Unfinished Sympathy" wandelte, zu den Markenzeichen der Band gehören.
"Pray For Rain", "Splitting The Atom" und das finale "Atlas Air" sind solch exzeptionell spannungsgeladene Prototypen einer Kunst, der auch ein apokalyptisches Element, ein Hauch von Science-Fiction zugrundeliegt. Und die für
Massive Attack typisch bedrohlich pulsierenden Bassläufe findet man auf "Girl I Love You" in Reinkultur. Gleichwohl gibt es auch lichte Momente auf "Heligoland": das beflügelnd aus Gitarren-Loops geflochtene "Psyche" etwa, oder das betörend schöne "Paradise Circus". "Babel" und "Rush Minute" wiederum erinnern in ihrer plastischen Klangchirurgie an die Arbeitsweise von
Radiohead.
Für einen molltrunkenen großen Popmoment, den man nicht unbedingt sofort
Massive Attack zuordnen würde, sorgt schließlich
Damon Albarn mit "Saturday Come Slow". Nur das getragen stoische Tempo obsiegt auch hier.